Wettbewerb 2011

Der Kunstwettbewerb wurde von em Uni. Prof. Philipp Harnouncourt angeregt. Es wurden die Bereiche der bildenden Kunst, Musik, Literaur und Theologie einbezogen. Die Ergebnisse wurden i einer Ausstellung (8. Juni – 24. Juli 2011) im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz gezeigt.
Dokumentiert in:
Philipp Harnouncourt, Birgit Pölzl, Johannes Rauchenberger (Hg.) 1+1+1=1 Trinität. Edition Korrespondenzen, Graz 2011 (ISBN-978-3-902113-88-7)

Das wissenschaftliche Symposium vom 19. – 22. Juni 2011 in Graz ist ebenfalls dokumentiert:
Peter Ebenbauer, Erich Renhart (Hg.), Trinität. Die Drei-Einheit Gottes im theologischen und künstlerischen Diskurs, Universitätsverlag, Graz 2012 (ISBN 978-3-7011-0238-9)

Beispiele aus dem Wettbewerb

Helga Chibidziura, Leibnitz 2011:  „Der Trinity-Test“
Siebdruck auf Textil


Leben bewahren oder zerstören?
Grundlage dieses Bildes ist eine Fotografie der ersten Versuchs-Explosion einer Kernwaffe (Atombombe) in den USA (1944). Die gesamte Versuchsreihe trug den Code-Namen TRINITY, die englische Bezeichnung für Dreieinheit – die makabre und geradezu gotteslästerliche Abkürzung des atomaren Sprengstoffes Trinitrotoluol.
Der „Atompilz“ ist das höllische Gegenstück zum „Baum des Lebens“ im Paradies.
Als Textur dieses Bildes dient der Text des schriftlichen Berichtes über diesen gelungenen Versuch, der zwei Tage später an das Verteidigungsministerium der USA geschickt wurde.

Maria u. Anna Obernosterer, Kärnten 2010:    Ohne Titel 
unsichtbare Schrift

„beziehungsweise“
Die beiden Schwestern haben mit einer unsichtbaren, aber UV-Licht-empfindlichen Schrift ein Wort an die Wand geschrieben, das nur mit einer UV-Lampe gefunden werden kann.
Die göttliche Dreifaltigkeit ist eine Weise von Beziehungen verschiedener Art:
°  Vater – Sohn – Geist
°  ich – du – wir
°  Gerechtigkeit – Barmherzigkeit – Liebe.
Diese Beziehungen sind auch dem nach Gottes Bild als Mann und Frau geschaffenen Menschen eingestiftet in der Leben-zeugenden Familie:
°  Vater – Mutter – Kind
°  ich – du – wir
°  Gerechtigkeit – Barmherzigkeit – Liebe

 Walter Kratner, Weiz  2008/2011:    „Pffff“
Infusions-Installation

1+1+1=1    nur Dampfplauderei?
Mit diesem „Dauertropf“ schuf der Künstler eine sehr komplexe und vieldeutige Installation:
Auf einer hohen Leiter ist ein Behälter angebracht, aus dem über eine Infusions-Leitung andauernd und regelmäßig Wasser auf ein heißes Bügeleisen (Dreieck!) tropft und sogleich mit pfauchendem Geräusch verdampft.
Wasser – H2O – ist eines, zeigt sich aber in drei Zuständen: Eis / Wasser / Dampf.
Die drei göttlichern Personen werden ununterbrochen und regelmäßig – „dauertropfartig“ –  ausgesprochen:
Vater / Sohn / Heiliger Geist.
Das tun die Beter und das tun die Theologen.
Ist das alles nur Dampf? Bloßes Geräusch:  penetrantes „pfffff“…
… oder vielleicht doch eine Leben spendende und Leben rettende Infusion?
Philipp Harnoncourt, Graz

Leo Zogmayer, Krems  2010:    „Satz 7“
Hinterglas-Triptychon

Unverfügbar, nicht unverbindlich: der Dreieine Gott
3 Glas-Tafeln,  darauf 3 x 3 Wörter.
Aus dem Satz 7 von Ludwig Wittgenstein „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ ist – scheinbar – ein gleichgültiges Achselzucken geworden.
Der Künstler hat die 9 Wörter dieses Satzes alphabetisch gereiht.
Es ergeben sich neue Fragen.
WOVON ist eigentlich die Rede?  –  oder könnte DARÜBER nicht genauso gut geschwiegen werden?  –  oder steckt doch immer Gott dahinter?
KANN, MUSS aber NICHT.
Gott ist für den Menschen da, ist und bleibt aber unverfügbar.
Wer in diesem Drei-Tafel-Werk nichts erkennen kann, was auf Gott hinweist, bedenke, dass nichts so sehr auf EINEN hinweist, als das, was zeigt, dass ER – einfach, dreifach, unendlich – fehlt.
Hubert Gaisbauer, Krems a.d.Donau

Fritz Ganser, Frohnleiten 2011:   „any [one of many]“
Lackierung auf Alu-Tafel

Ein klerikaler Männerverein?
Diese makellose Mehrschicht-Lackierung in bischöflich rot-violetter Farbe auf Alu-Platte enthält im Wort-Spiel einen Einwand gegen die Dreifaltigkeit als einen klerikalen Männer¬verein.
Was bleibt, bleibt freilich im Unklaren.
Die negative Theologie geht davon aus, dass es leichter ist zu sagen, was Gott nicht ist, als das, was er tatsächlich ist, auszusprechen.
Was oder wer ist der Drei-Eine wirklich?
Philipp Harnoncourt, Graz

Franz Sattler, Weiz 2011:   „Cyan – Yellow – Magenta“
Farbfotodruck auf Glas

Drei – unvermischt und ungetrennt – Eins
Woraus besteht ein Bild?  –  Früher waren es Farben, Bildträger und Rahmen. Seit der Digitalisierung unserer Welt sind es nur noch digitale Informationen.
Jede Illustrierte, alle Prospekte, alle farbigen Druckwerke bestehen nur aus drei Farben: Cyan-Blau,  Gelb,  Magenta (Schwarz ist keine Farbe, bestimmt aber die Helligkeit). Allein ihre Mischung bestimmt den Farbwert.
Sie selbst aber können nicht gemischt werden.
Sie sind sie selbst,  –  nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Diese Grundmatrix digitaler Bildwahrnehmung hat der Fotokünstler Franz Sattler beim Kunstwettbewerb „1+1+1=1 – Trinität“ auf die Drei-Einsheit Gottes übertragen.
Vater, Sohn, Heiliger Geist sind hier zusätzlich über das Bild geblendet:
In Nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.
Dieser unendlich oft wiederholte Beginn christlichen Betens und Bittens, die Formel der Taufe, die alle christlichen Kirchen verbindet, und das Gedenken an die Taufe – schreibt sich über die drei Farbfelder.
Johannes Rauchenberger, Graz

Caroline Heider, Kärnten 2011:   „Oh, ein Phänomen!“
Foto-Faltungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gefalteter Himmel
In ihren fotografischen Serien widerlegt die Künstlerin die behauptete Objektivität fotografi¬scher Darstellung.
Durch Faltungen des Fotopapiers erschließt sie neue Zugänge und führt so eine neue Art der Bildpoesie ein.
In ihren seriellen Wolkenbildern wechseln die Faltungen in der Wahrnehmung zwischen Ris¬sen und Lichtstrahlen und fügen so den Himmelsausschnitten eine ganz eigenartige Tiefen¬dimension hinzu.  –  Der sichtbare Himmel weist auf den unsichtbaren Himmel hin!
„Zeige deine Wunde!“, hat der Künstler Josef Beuys programmatisch formuliert.
Lucio Fontana hat seine Leinwände verwundet, um für dahinter Liegendes zu öffnen.
Caroline Heider verletzt die Bildoberfläche sehr behutsam um den Papiergrund darunter zu zeigen und Freiräume für das Wahrnehmen zu schaffen.
Faltungen für den Drei-faltigen …
Alois Kölbl, Graz

Markus Wilfling,  Graz 2011:  „Wir sind da“
an die Wand geschrieben

… und wo bist du?  Wo seid ihr?
Mose sieht in der Wüste einen Dornbusch, der brennt, und doch nicht verbrennt. Er nähert sich, um genauer zu sehen. Da hört er eine Stimme …, er muss seine Schuhe ausziehen …, dann bekommt er eine Botschaft für sein Volk.
Mose will wissen, wer zu ihm spricht. Er fragt nach seinem Namen.
Die Stimme antwortet: „Ich bin der Ich bin da“.
Der Schriftzug an der Wand setzt das „Ich bin“ in den Plural: „Wir sind“. Der Eine ist zugleich auch mehr als einer. Das Ich des Einen ist zugleich ein Wir, das Wir des Drei-Einen.
Vieles steckt hier drin  –  Zusagen, aber auch Anfragen:
°  Ich bin bei dir und bei euch.
°  Ich bin für dich und für euch da.
°  Ich warte hier auf dich und auf euch.
°  Bist auch du, seid auch ihr da?
°  Bist auch du, seid auch ihr füreinander da?
Wer hat hier an die Wand geschrieben? War es ein Wartender oder ein Suchender?
Mensch, bist auch du da?
Philipp Harnoncourt, Gra

Bertram Hasenauer, Salzburg/Berlin  2008:    Ohne Titel
Zeichnung auf Papier

Drei oder einer?
„In meiner Arbeit steht das Portrait im Mittelunkt. Es handelt sich aber nicht um die Darstel¬lung eines bestimmten Menschen, sondern vielmehr um ein Erinnerungsbild, die Imagination einer menschlichen Person.“ Schreibt der Künstler.
Die erste Zeichnung ist eine Idealvorstellung, aus dem Gedächtnis wird dann eine zweite und wieder aus dem Gedächtnis noch eine dritte Zeichnung angefertigt und die drei Blätter werden zu einem Triptychon zusammengefügt.
„Das Nicht-Abbilden-Wollen ermöglicht mir die größte Freiheit der Darstellung und eröffnet weite Räume , über das Menschliche, das Existentielle, über gesellschaftliche Normen und fragile Zuordnungsmuster nachzudenken.“
Bertrand Hasenauer, Berlin